Liber Ioinus

Format: In gehärtetes, grünes Leder gebundener Quarto von zweihundertfünfzig Seiten Dicke. Die Ecken sind mit verschnörkelten Goldbeschlägen verstärkt. In das Leder des Einbandes ist über die gesamte Fläche ein die Sinne verwirrendes Flechtmuster eingeprägt. Wenn man genau hinsieht, glaubt man eine ständige Bewegung in den verschlungenen Linien zu erkennen. Je länger man es betrachtet, desto deutlicher werden die Bewegungen und schließlich glaubt man Klauenhände und Dämonenfratzen zu erkennen, die versuchen, daß Flechtwerk von hinten zu durchdringen. Berührt man das Buch, hat man das seltsame Gefühl, etwas lebendiges in Händen zu halten. Entstehungsdatum und Herkunft sind unbekannt. Die erste Erwähnung stammt aus der Anfangszeit der Magierkriege. Als Autor benennt das Buch einen Ioinus von Brabak, eine genaue magische Analyse (ANALÜS+50, erleichtert um die Stufe) zeigt allerdings einwandfrei, daß es nicht von menschlicher Hand geschrieben wurde. Vielmehr wurde es von einem der höheren Diener Amazeroths (Qok´Maloth) unter Zwang durch einen Beschwörer zu Papier gebracht. Der Dämon bediente sich hierzu alleredelsten Bosparanos und einer gestochen scharfen Handschrift.

Auflage: Es handelt sich erwiesener Maßen um ein Einzelstück. Sämtliche Versuche, das Buch zu kopieren schlugen bisher fehl. Meist war der Kopist bereits nach wenigen Seiten nervlich dermaßen am Ende, daß er aufgab. Einige Schreiber verlernten darüber gar das Schreiben und ein Versuch endete mit dem Wahnsinn des Kopisten. Eine inquisitorische Untersuchung mit dem Ziel der Vernichtung des unheiligen Werkes führte kürzlich zu folgendem Ergebnis: Während die weiße Gilde angibt, das Buch bereits vor über einhundert Jahren zerstört zu haben streitet die schwarze Gilde seine Existenz komplett ab. Sämtliche Akademien der grauen Gilde geben an, nicht im Besitz des Buches zu sein. Es kann also angenommen werden, daß es in privater Hand ist.

Inhalt: Das Buch ist recht bekannt, fast jeder Magier hat schon einige geheimnisvolle Gerüchte darüber gehört. Die verbreitetsten sind, daß Amazeroth darin den Schlüssel zu den Niederhöllen verborgen hätte und das es den Wahren Namen des Dämonensultans enthalte, was beides nicht so vollkommen absurd ist, wie es im ersten Augenblick klingt. Tatsache ist, daß das Buch eine ebenso komplexe wie außergewöhnliche Bannkreistechnik beschreibt, mit deren Hilfe Dämonen um einiges leichter in unsere Sphäre gerufen werden können, wenn hierbei auch einige riskante Nebenwirkungen in Kauf genommen werden müssen. Des weiteren sind die letzten Seiten des Buches mit einer in Zhayad-Zeichen abgefaßten Lautfolge gefüllt, die keiner bekannten Sprache zu entstammen scheint. Bisher ist noch niemandem gelungen, den Sinn dieser Textpassage zu entschlüsseln und man berichtet sich grauenvolle Dinge von den Magiern, die dies versuchten.

Wert: Die Inquisition hat ein "Kopfgeld" von 1000 Dukaten auf das Buch ausgesetzt und die Praioskirche ihren Bann darüber verhängt. Zusammen mit der hohen Bekanntheit und niedrigen Auflage führt das dazu, daß es je nach Standpunkt entweder als unverkäuflich oder unbezahlbar einzustufen ist.

Das Buch im Spiel: (V 1*; KL 15; AG max 3; ZF: HEPTAGON 7; TaW: Alte Sprachen 7) Wird zu einer Beschwörung die alternative Bannkreistechnik verwendet, verringert sich der beim jeweiligen Dämon angegebenen Probenaufschlag für die Beschwörung auf zwei Drittel (echt runden). Der Meister wählt ein bis drei Nebenwirkungen nach seinem Geschmack aus nachfolgender Liste aus (Hierbei handelt es sich lediglich um Beispiele, die nach Belieben kombiniert und variiert werden können):

Allein der Versuch, den Zhayad-Teil zu entschlüsseln, oder auch nur ihn laut zu lesen zieht ebenfalls ähnliche Effekte nach sich. Es beginnt vielleicht mit ein paar harmlosen, tot vom Himmel fallenden Singvögeln, steigert sich aber rasch über aus dem nichts erscheinende niedere und schließlich gar gehörnte Dämonen bis hin zu in unmittelbarer Nähe einschlagenden Blitzen und schlußendlich zum Erscheinen einer der im letzten Punkt genannten Entitäten. Was geschehen würde, wenn man den gesamten Text vorlesen würde ist nicht bekannt. Bisher war noch niemals jemand dazu in der Lage und wenn uns die Götter gnädig sind wird auch in Zukunft niemand dazu in der Lage sein.

Meisterhinweis: Hüten sie sich davor, dieses Buch dauerhaft in Spielerhände gelangen zu lassen! Auf keinen Fall sollten die Helden das Buch "so nebenbei" in der Bibliothek eines Schwarzmagiers finden. Vielmehr ist es als Aufhänger für ein eigenes Abenteuer gedacht. Schildern sie die von dem Buch ausgehende Macht so unheimlich und bedrohlich wie möglich. Die Helden sollten möglichst frühzeitig feststellen, daß mit diesem Ding nicht zu Spaßen ist.

© ´99 Andreas Lenz